Drei Tage lang erlebten wir als Besucher das 100-jährige Meissnertreffen, auf dem alle 25 Jahre die Formel bekräftigt wird.
Die bündische Jugend formulierte sie als Gegengewicht zu der Völkerschlachtfeier 1913 :
“Die freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten.“
Mehrere tausend Jugendliche aus 29 verschiedenen Vereinigungen und 9 bündischen Projekten bevölkerten ein Lager mit beeindruckenden Jurtenburgen, vielschichtigem Programm für Jüngere und Ältere, Singen und Tanzen sowie einer stimmungsvollen Abschlussfeier, der man anmerkte, dass ein engagiertes Team fünf Jahre Vorbereitungsarbeit hineingesteckt hatte.
Für Brüno und mich war es das dritte Lager auf dem Hohen Meissner, beginnend mit dem 50-jährigen Treffen 1963. Es fiel uns auf, dass die alte Lagerfeuerromantik immer noch vorhanden ist, aber sie bewegt sich, die deutsche Jugend. Man beschäftigt sich mit aktuellen Themen: „Irische Lieder im Kontext des Nordirlandkonflikts“, „Pazifismus in der Jugendbewegung“, „Miteinander, Nebeneinander, Gegeneinander – Deutschland als Integrationsprojekt“, „Bündische Streitwerkstatt“, „Grenzen der Toleranz, psychische und körperliche Grenzen“ das ist nur eine kleine Auswahl der anspruchsvollen Workshops. Aber auch die Leichtigkeit kam nicht zu kurz, bei „Alte Witze, schlecht erzählt“ über „Pizza auf Fahrt“ bis zu „Feuerspucken und Feuerjonglage“ fanden neben Jung und Alt auch bunt gemischt die verschiedensten HalstuchträgerInnen zueinander.
Ein schönes, fröhliches Lager, dem auch der Dauerregen an den letzten beiden Tagen nichts anhaben konnte. Während Brüno und ich immer wieder schnell in unseren trockenen und warmen Bus auf dem Parkplatz flüchteten, konnte man beobachten, dass die Kinder und Jugendlichen unbekümmert über die matschige Wiese stampften oder mit Lachen den Wasserschwall ertrugen, der sich plötzlich vom Kohtendach aus über sie ergoss...
Nach wie vor erfasst die Jugendbewegung nur einen sehr kleinen Teil unserer Gesellschaft, aber zu erleben, mit welcher Begeisterung, die wir gut nachempfinden konnten, diese „Randgruppe“ ihr Lager gestaltete, war ein großes Vergnügen.
Wir grüssen Euch mit Horridoh, Gut Pfad oder wie auch immer.
Seppel und Brüno