„Bündisch“ ist ein Begriff, der Gruppen der heutigen Jugendbewegungsszene häufig als Selbstbeschreibung dient.
Dabei wird gelegentlich auch die „bündische Jugend“ der Weimarer Zeit als Vorbild reklamiert. Zu Unrecht.
In der bündischen Jugend, die sich nach dem Ersten Weltkrieg formierte, herrschten grundlegend andere Werte als in der großen Mehrzahl der heutigen Bünde. Tief beeindruckt von der Kriegsniederlage strebten die Bündischen von damals danach, die Auseinandersetzung zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen und doch noch zu einem siegreichen Abschluss zu bringen. Mittel dazu war eine bestimmte Art der Erziehung zu einem soldatischen und, in der Sprache der Quellen, „wehrhaften“ Typus, zu einer Elite, die den Kampf tragen würde. Die Praxis der hochgradig nationalistischen Bünde war gekennzeichnet durch Fahrten in die verlorenen Gebiete (das „Grenzland“), durch Wandern und Wehrsport zur Stählung des Körpers und durch eine kulturelle Betätigung, die eine Kontaktaufnahme mit der ewigen Substanz des Deutschen ermöglichen sollte. Vor dem Hintergrund der Opposition, die die meisten Bündischen gegenüber der Weimarer Republik vertraten, stellten die immer erfolgreicheren Nationalsozialisten zweierlei für die Bünde dar: Interessante Bundesgenossen und rücksichtslose Konkurrenten.
Die Dissertation von Rüdiger Ahrens ist die erste quellenbasierte Geschichte der bündischen Jugend in der Zeit von 1918 bis 1933. Sie ist an der Universität Freiburg entstanden. Die Publikation der Ergebnisse als Buch fördert der Pfadfinder-Hilfsfonds.
Das Buch: Bündische Jugend. Eine neue Geschichte, 1918-1933, ist im Herbst 2015 im Wallstein Verlag, Göttingen erschienen.
Der Autor: Rüdiger Ahrens, geboren 1981, hat Geschichte und Deutsch in Göttingen, Besançon, Berlin (HU) und Freiburg studiert. Er kommt aus der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands.